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Defibrillator in Notsituationen?

Der plötzliche Herztod kann Jeden zu jeder Zeit treffen – ob jung oder alt. Laut dem Statistischen Bundesamt sind chronische ischämische Herzkrankheiten, akute Myokardinfarkte und Herzinsuffizienzen sogar die drei häufigsten Todesursachen in Deutschland und sind meistens die Ursache für einen plötzlichen Herzstillstand. Die Überlebenschancen sinken mit jeder Minute, in welcher das Herz des Betroffenen nicht wieder zum schlagen gebracht wird. Es zählt also jede Sekunde! Was Du tun kannst, wenn Jemand in deinem Umfeld einen plötzlichen Herzstillstand erleidet, erfährst du hier.

Bei dem plötzlichen Herzstillstand zählt jede Sekunde, denn die Überlebenswahrscheinlichkeit sinkt bei jeder verstrichenen Minute rapide. Trotzdem liegt die Ersthelferquote in Deutschland nur bei 15%. Was ist also zu tun, wenn man Zeuge eines plötzlichen Herzstillstandes wird? 

Wie helfe ich bei einem plötzlichen Herzstillstand und wie kommt der automatisierte Defibrillator (AED) zum Einsatz?

Da bei einem Herzstillstand schnell gehandelt werden muss, ist es wichtig, dass Zeugen sofort eingreifen. Solltest du also mitbekommen, dass Jemand plötzlich sein Bewusstsein verliert und nicht mehr atmet, leiste unbedingt Erste Hilfe.  

Schritt 1 (Prüfen): Als Erstes solltest du überprüfen, ob die betroffene Person bewusstlos ist, indem du sie ansprichst. Reagiert sie nicht, beobachte, ob sich der Brustkorb des Betroffenen hebt und senkt. Ist dies nicht der Fall, liegt höchstwahrscheinlich ein Herzstillstand vor. Du solltest aber auch darauf achten, dass bei einer Schnappatmung keine normale Atmung vorliegt. 

Schritt 2 (Rufen): Setze einen Notruf mit der 112 ab. Beim Gespräch mit der Notrufzentrale solltest du die Zuständigen darüber informieren, wer du bist, wo du dich aufhältst und was du beobachtet hast. Beende das Gespräch erst, wenn du alle Fragen der Notrufzentrale beantwortet hast. 

Schritt 3 (Drücken): Beginne anschließend so schnell wie möglich mit einer Herzdruckmassage. Lass dir auch von anderen helfen, wenn du in der Öffentlichkeit bist. Während die betroffene Person auf dem Rücken liegt, kniest du dich neben sie und platzierst deine Hand auf die Mitte des Brustkorbes des Betroffenen. Die andere Hand legst du anschließend auf die platzierte Hand und drückst das Brustbein mit gestreckten Armen in Richtung Wirbelsäule. Das sollte 100 mal pro Minute geschehen, was dem Takt des Liedes „Stayin‘ Alive“ von den Bee Gees entspricht. In aktuellen Zeiten von Corona empfiehlt die deutsche Herzstiftung, keine Mund-zu-Mund-Beatmung durchzuführen und zum Schutz vor Viren ein dünnes Tuch über den Mund-Nasen-Bereich des Betroffenen zu legen. 

Schritt 4 (AED): Fordere Umstehende dazu auf, einen AED ausfindig zu machen und diesen zu holen. Einen AED kannst du nur einsetzen, wenn du die Erste Hilfe nicht alleine durchführst, denn es ist wichtig, dass die Herzdruckmassage kontinuierlich fortgesetzt wird, bis ein AED zur Hand ist. Anschließend schaltest du und ein weiterer Helfer den AED an folgst den Sprachanweisungen des Gerätes. Ein AED kannst du ohne Vorkenntnisse einsetzen, da er für Laien konzipiert wurde. Die Erste Hilfe muss kontinuierlich fortgesetzt werden, bis das Rettungsteam eintrifft und übernehmen kann.  

Warum sollte dabei ein AED eingesetzt werden? Durch eine Herzdruckmassage kannst du für kurze Zeit ermöglichen, dass Blut in das Gehirn des Betroffenen fließt. Bei einem Kammerflimmern kann jedoch nur der Einsatz eines AEDs helfen und einen Herzschlag erzeugen.  

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Wie läuft die Erste Hilfe bei Kindern und Säuglingen ab? 

Manchmal sind auch bei Säuglingen und kleinen Kindern Erste-Hilfe-Maßnahmen notwendig, wenn sie bewusstlos sind und ihre Atmung aussetzt. Das Kind sollte dabei nur so weit wie nötig entkleidet werden. Bei einem Säugling wird die Herzdruckmassage durchgeführt, indem statt einer ganzen Hand nur zwei Finger auf die Mitte des Brustkorbes gesetzt werden und nach unten gedrückt werden. Bei Kleinkindern wird das Prozedere lediglich mit einem oder zwei Handballen durchgeführt – die Finger sollen dabei nicht auf der Brust liegen. 

Auch Kindern kann ein AED Leben retten. Es gibt für viele AEDs eigene Kinder-Defibrillationselektroden.

Sollte ich mir für Zuhause auch einen AED anschaffen? 

Lediglich 10 Prozent der Menschen, die einen plötzlichen Herzstillstand erleiden, überleben diesen auch – meist durch eine Herz-Lungen-Wiederbelebung oder durch die Behandlung mit einem AED. Vor allem jetzt, wo wir viel Zeit in unserem Zuhause verbringen, steigt die Wahrscheinlichkeit enorm, einen plötzlichen Herzstillstand in den eigenen vier Wänden zu erleiden.  

Glücklicherweise werden immer mehr AEDs in Unternehmen und Schulen angeschafft, aber im Homeoffice oder Homeschooling hilft uns das nicht weiter. Auch durch die derzeitige Überlastung von Rettungsdiensten verlängert sich die Wartezeit des Eintreffens und des Einsatzes einer Defibrillation.  

Außerhalb der häuslichen Umgebung erhöht sich der Einsatz eines AEDs vor Eintreffen des Rettungsdienstes von 10 Prozent auf etwa 74 Prozent.  

Eine französische Studie zeigt zum Beispiel, dass sich die Anzahl der Herzstillstände im eigenen Zuhause von etwa 77 Prozent auf 90 Prozent erhöht hat (Marijon et al., 2020). Auch die Überlebenschancen sanken erheblich, da Wiederbelebungsmaßnahmen gar nicht oder zu spät erfolgten (Marijon et al., 2020). 

Die Anschaffung eines AEDs macht für das häusliche Umfeld daher gerade in der heutigen Zeit Sinn und kann zwischen Leben und Tod entscheiden.  

Kann man dem Auftreten von plötzlichem Herzstillstand vorbeugen?

Der plötzliche Herzstillstand kann Jeden betreffen – auch Kinder und Jugendliche. In den USA betreffen ungefähr 2 Prozent der Tode durch einen plötzlichen Herzstillstand Kinder. 

Verschiedene Erkrankungen können häufig in Verbindung mit einem plötzlichen Herzstillstand gebracht werden, wie beispielsweise eine Kardiomyopathie, eine Dysplasie, Anomalien der Koronararterien, sowie das Long-QT-Syndrom oder das Wolff-Parkinson-White Syndrom. Da die Überlebensrate bei einem plötzlichen Herzstillstand lediglich bei etwa 10 Prozent liegt, wäre eine primäre Präventionsstrategie sinnvoll, bei der gefährdete Jugendliche mittels EKG identifiziert werden. Somit wird eine Überwachung der Symptome und des Zustands der Gefährdeten, wie auch eine potenzielle Verhinderung vorzeitiger Todesfälle möglich. Klinische Berichte konnten bereits darauf hindeuten, dass der Tod bei gefährdeten Menschen verhindert werden kann, sobald eine Behandlung mit medizinischen Standardverfahren eingeleitet wird. Frühzeitig angesetzte Präventionsstrategien im Kindes- und Jugendalter haben folglich das Potenzial, Leben zu retten! 

Herz-Lungen-Wiederbelebung als Voraussetzung für den Schulabschluss?

In den USA wird bereits in 33 Staaten eine Herz-Lungen-Wiederbelebung vor Abschluss der Highschool verlangt. Auch in skandinavischen Ländern ist die Wiederbelebung eines der Pflichtfächer in der Schule. Der Erfinder der Herz-Lungen-Wiederbelebung, Dr. med. Peter Safar, betonte zu seinen Lebzeiten, dass diese eine grundlegende Lebenskompetenz sei, die man von klein auf lernen sollte – wie etwa das Zähneputzen.  

Die Herz-Lungen-Wiederbelebung auch als Pflichtfach in Deutschland einzuführen, würde eine neue Generation von Lebensrettern erschaffen, welche wiederum das Leben von Tausenden zukünftigen Opfern retten könnte! Und welches Schulfach ist schon wichtiger, als zu lernen, wie man ein Leben rettet? Dabei ist es heutzutage eine Leichtigkeit, die drei Schritte der Herz-Lungen-Wiederbelebung zu erlernen: Rufen, Prüfen, Drücken – das war`s! 

Also Deutschland, worauf warten wir noch? Diese Entscheidung kann in der Zukunft den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten. 

Warum muss ich mich aufklären lassen?

Das Überleben nach einem plötzlichen Herzstillstand hängt größtenteils davon ab, ob und wie schnell Wiederbelebungsmaßnahmen durch Herzdruckmassagen oder AEDS durchgeführt werden. Aktuell werden jedoch an weniger als 4 von 10 Personen eine Herz-Lungen-Wiederbelebung durchgeführt und weniger als 2 von 10 Personen mit einem AED behandelt, bevor ein Rettungsdienst eintrifft.  

Die „Sudden Cardiac Arrest Foundation“ erkannte in ihren Untersuchungen, dass geringes öffentliches Bewusstsein und Verständnis über den plötzlichen Herzstillstand der Bevölkerung die Hauptgründe für niedrige Überlebensraten sind. Sie hält eine verständliche und laienfreundliche Definition und Aufklärung des plötzlichen Herzstillstandes für unerlässlich, um die Bereitschaft, Wiederbelebungsmaßnahmen durchzuführen und einen AED zu nutzen, zu erhöhen. Denn wenn die breite Öffentlichkeit versteht, was hinter dem plötzlichen Herztod steht und dass dieser Jeden – ob alt oder jung – treffen kann, und dass der Einsatz von AEDS, sowie die Durchführung von Wiederlebensmaßnahmen die Überlebensraten der Betroffenen verdoppeln oder sogar verdreifachen kann, auch das Handeln zunimmt. Aufklärung heißt also: Handeln!

Quellen und Literatur: 

Deutsche Herzstiftung (2021): Richtiges Verhalten bei Herzinfarkt und Herzstillstand. Verfügbar unter https://www.herzstiftung.de/infos-zu-herzerkrankungen/herzinfarkt/erste-hilfe  

Deutsches Rotes Kreuz (2021): Herz-Lungen-Wiederbelebung bei Säuglingen und Kleinkindern. Verfügbar unter https://www.drk.de/hilfe-in-deutschland/erste-hilfe/wiederbelebung-bei-kindern-und-saeuglingen/  

Körner, M. (1967): Der plötzliche Herzstillstand. Akuter Herz- und Kreislaufstillstand. Berlin-Heidelberg: Springer-Verlag. 

Marijon, E. et al. (2020): Out-of-hospital cardiac arrest during the COVID-19 pandemic in Paris, France: a population-basedobservational study. Lancet Public Health 2020; DOI: https://doi.org/10.1016/S2468-2667(20)30117-1 

Melzer, M. (2019): Plötzlicher Herztod: Unerwartet und tragisch. Verfügbar unter https://www.apotheken-umschau.de/Ploetzlicher-Herztod  

Statistisches Bundesamt (2015): Gesundheit. Todesursachen in Deutschland. Verfügbar unter https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Todesursachen/Publikationen/Downloads-Todesursachen/todesursachen-2120400157004.pdf?__blob=publicationFile  

Sudden Cardiac Arrest Foundation (2020): Home is where the Heart isShould’nt an AED be there too? Verfügbar unter https://www.sca-aware.org/blog/mnewman/home-is-where-the-heart-is-shouldnt-an-aed-be-there-too 

Sudden Cardiac Arrest Foundation (2020): Understanding Sudden Cardiac Arrest Drives Bystander Action. Verfügbar unter https://www.sca-aware.org/blog/scafoundation/understanding-sudden-cardiac-arrest-drives-bystander-action 

Sudden Cardiac Arrest Foundation (2020): Should we screen youth for conditions associated with sudden cardiac arrest? Verfügbar unter https://www.sca-aware.org/blog/mnewman/should-we-screen-youth-for-conditions-associated-with-sudden-cardiac-arrest 

Sudden Cardiac Arrest Foundation (2020): 33 States now require CPR training bevor high school graduationWhat are the others waitinf for? Verfügbar unter https://www.sca-aware.org/blog/scafoundation/33-states-now-require-cpr-training-before-high-school-graduation-what-are-the 

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